Staatlich oder privat – Welche Hochschulform passt zu mir?

Abschluss
© Leo_Fontes - Pixabay.com
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Da es bei uns in Deutschland aufgrund der „Akademisierung“ von Jahr zu Jahr immer mehr Studierende gibt, steigen auch in jedem Jahr die Anmeldungen an den deutschen Hochschulen. Dies ist auch einer der Hauptgründe für die Tatsache, dass gerade an staatlichen Hochschulen die Studienangebote immer knapper werden, was an einzelnen Bildungseinrichtungen dieser Art zu sehr langen Wartelisten führen kann.

Für Interessenten besteht allerdings schon seit recht langer Zeit nicht nur die Möglichkeit, ihr Studium an einer staatlichen Einrichtung zu absolvieren. Gerade in den letzten Jahrzehnten haben sich neben den staatlichen Hochschulen auch immer mehr Hochschulen unter privater Führung etabliert. Laut Wissenschaftsrat handelt es sich bereits bei 5 % aller Studierenden in Deutschland um Menschen, die ihren akademischen Bildungsweg an einer privaten Hochschule beschreiten.

Allerdings genießen private Bildungseinrichtungen dieser Art sowohl bei Interessenten, als auch in diversen anderen akademischen Kreisen oft keinen sonderlich guten Ruf. Viele halten (verglichen mit staatlichen Einrichtungen) private Hochschulen lediglich für eine Anlaufstelle für all diejenigen, die aus diversen Gründen kein Studium bei einer öffentlichen (staatlichen) Hochschule beginnen können, oder wollen.

Sie gelten in der Hinsicht daher für viele nur als „zweite Wahl“. Welche Aspekte genau bei diesen privaten Einrichtungen eine Rolle spielen, und wodurch sie sich von staatlichen Bildungsträgern unterscheiden, lässt sich durch das Lesen dieses Artikels in Erfahrung bringen.

Studiengebühren

In den vergangenen Jahrzehnten wurden die allgemeinen Studiengebühren bei staatlichen Hochschulen nach und nach abgeschafft, sodass im Grunde jeder Studienberechtigte (unabhängig der eigenen finanziellen Lage) ein Erststudium beginnen und absolvieren kann. Die einzige Ausnahme bilden dabei einige Bundesländer – und das auch nur bei Langzeitstudierenden, Senioren im Seniorenstudium, und Ausländern. Bei manchen anderen Modellen, wie etwa einem Zweitstudium, oder einem berufsbegleitenden Studium können ebenfalls noch Studiengebühren anfallen, welche sich monatlich durchaus auf einen drei- bis vierstelligen Betrag belaufen können (je nach Bundesland).

Bei privaten Hochschulen hingegen gehören vergleichsweise hohe Studiengebühren wohl zu den größten Nachteilen dieser Einrichtungen (verglichen mit ihren staatlichen Gegenstücken). An der privaten Universität Witten / Herdecke muss beispielsweise ein Student, der seinen Bachelor machen möchte, um die 20.000 Euro bezahlen. Durchschnittlich belaufen sich die monatlichen Kosten bei einem Bachelorstudiengang an privaten Hochschulen auf ungefähr 520 Euro. Es gibt zwar recht oft diverse Finanzierungsmodelle, um diese Gebühren zu stemmen, jedoch können sich die kompletten Kosten für einen ganzen Studiengang an einer privaten Hochschule nicht alle Interessenten leisten.

Das Absolvieren eines Studiums bei einer staatlichen Bildungseinrichtung ist zwar auch mit nicht gerade unerheblichen Kosten verbunden, allerdings ist das Studium selbst nicht in dem Ausmaße an die finanziellen Rahmenbedingungen geknüpft, wie es in der Regel bei privaten Hochschulen der Fall ist.

Zulassungsvoraussetzungen

Wie bereits erläutert, genießen private Hochschulen im Vergleich zu ihren staatlichen Gegenstücken bei vielen Menschen nicht unbedingt den besten Ruf. Einer der Gründe dafür ist das weit verbreitete Vorurteil, dass auf privaten Einrichtungen dieser Art nur die Kinder von wohlhabenden Eltern studieren, deren NC nicht für den eigentlich angestrebten Studiengang einer öffentlichen Hochschule ausreicht. In den meisten Fällen entspricht dieses Vorurteil jedoch nicht der Wahrheit, da es auch an privaten Hochschulen für diverse Studiengänge häufig entsprechende Zulassungsvoraussetzungen gibt.

Wenn es allerdings um die Verteilung der Studienplätze unter den Bewerbern geht, werden häufig andere Methoden genutzt, als an Hochschulen in staatlicher Hand. Während diese überwiegend auf die Abiturnote, bzw. den NC setzen, führen private Hochschulen für die Auswahl ihrer Studenten oft Eignungstests, Bewerbungsgespräche und Assessment-Center durch. Mit diesen Vorgehensweisen soll sowohl die Motivation, als auch die persönliche Eignung der Bewerber überprüft werden.

Durch diese Prozedere können auch Interessenten an einen Studienplatz kommen, denen dieser Studiengang auf einer staatlichen Hochschule verwehrt geblieben wäre. Die relativ niedrige Abbruchquote bei Studenten an privaten Einrichtungen belegt auf jeden Fall die Tatsache, dass diese „spezielleren“ Auswahlmethoden einen gewissen Mehrwert bieten.

Der akademische Alltag

Der komplette Studienablauf ist bei staatlichen und privaten Hochschulen in einigen Punkten sehr unterschiedlich. Private Einrichtungen fahren in der Regel ein sehr straffes und gut durchgeplantes Programm, während staatliche Hochschulen ihren Studenten wesentlich mehr Flexibilität und Freiheit bieten. Letzteres ist vor allem für die Studententypen geeignet, die lieber selbstständig und autonom arbeiten. Und Qualitäten in diesem Bereich sind auf dem Arbeitsmarkt immer gefragt.

Doch auch der strengere Ablauf an privaten Bildungseinrichtungen dieser Art bietet diverse Vorteile. Während die Abbruchquote an Hochschulen in staatlicher Hand (je nach Einrichtung) durchaus mal auf 25 % klettern kann, beenden über 90 % aller Studenten einer Privat-Hochschule auch ihr Studium. Darüber hinaus zeichnen sich staatliche Universitäten oft durch zu volle Hörsäle aus, sodass dort wesentlich mehr „Massenabfertigung“ stattfindet, wenn es um die Betreuung und Förderung der Studenten geht. Private Hochschulen hingegen bieten oft wesentlich kleinere Lerngruppen, sodass eine deutlich bessere Förderung und Betreuung gewährleistet wird.

Angebot der Fächer

Auch wenn private Anbieter im Vergleich zu staatlichen Hochschulen durchaus einige Vorteile bieten, können sie im Regelfall nicht mit dem Fächerangebot von öffentlichen Universitäten mithalten. Während bei diesen oft mehrere hundert unterschiedliche Studiengänge angeboten werden, ist die Fächerauswahl bei privaten Anbietern in der Regel deutlich kleiner. Oft haben diese nämlich lediglich Studiengänge aus ganz bestimmten Berufsfeldern im Angebot, wie beispielsweise Wirtschaft oder Technik.

Chancen nach dem Studium

Sowohl viele Dozenten, als auch zahlreiche Studenten an staatlichen Anbietern sind nach wie vor dem Vorurteil erlegen, dass sich Abschlüsse bei privaten Hochschulen praktisch „erkaufen“ lassen, sodass sie auf dem Arbeitsmarkt im Grunde kaum etwas wert wären. Auf dem Papier sieht die Sache jedoch so aus, dass die Abschlüsse von beiden Hochschulmodellen vom gleichen Wert sind, da beide Abschlüsse volle staatliche Anerkennung bekommen.

Wie der einzelne Abschluss in der Arbeitswelt wahrgenommen wird, hängt dabei vielmehr von der Haltung des jeweiligen Arbeitgebers ab. Prinzipiell lassen sich jedenfalls keinerlei Nachteile für die Abgänger von privaten Anbietern feststellen. Tatsächlich ist es sogar so, dass ein Absolvent einer privaten Hochschule im Regelfall nach dem Studium deutlich schneller an eine Festanstellung kommt, als Studenten von Einrichtungen, die sich in staatlicher Hand befinden.

Einer der Gründe dafür ist, dass nicht gerade wenige private Hochschulen relativ enge Kontakte zu diversen Unternehmen pflegen, und daher ihre Studenten nach Abschluss ihres Studiums entsprechend unterstützen und vermitteln können.

Fazit

Grundsätzlich lässt sich nicht pauschal bestimmen, ob private oder staatliche Hochschulen das bessere Angebot für Interessenten haben, da beide Modelle über entsprechende Vor- und Nachteile verfügen. Wer sich zwischen diesen beiden Modellen entscheiden muss, tut gut daran, sich über die Akkreditierung der jeweiligen Hochschulen zu informieren, da durch sie eine Ausbildung mit Mehrwert gewährleistet wird.

Darüber hinaus ist es im Vorfeld sehr ratsam, sich über den Ruf der infrage kommenden Hochschulen zu informieren. Außerdem muss sich jeder, der sich für ein Studium an einer privaten Hochschule interessiert, über die relativ hohen finanziellen Belastungen im Klaren sein.

Abschließend lässt sich jedenfalls sagen, dass die Frage nach dem richtigen Hochschulmodell am Ende eine Typfrage bleibt, zumal sich die beruflichen Chancen nach dem Studium bei diesen beiden Modellen im Grunde nicht voneinander unterscheiden.

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